Ich habe bewusst nach einem kleinen Verlag gesucht

Maria Linwood sitzt am Tisch und schreibt auf Karteikarten. Vor ihr liegt eine ledergebundene Kladde mit einer Schreibfeder darauf. Im Vordergrund ist ein Sticker eines Dämons angebracht.
(c) Maria Linwood - privat

Marie Linwood ist seit ihrer Kindheit begeistert von Fantasy. Im April hat sie ihren Debüt-Roman "Das schwarze Amaín" im Dancing Words Verlag veröffentlicht. Darin entführt sie uns in das Land Mecanaé. Ich habe die High-Fantasy-Autorin gefragt, in welchem Volk sie gerne einmal einen Tag leben würde und was aus ihren "alten" Manuskripten wird.

Liebe Maria, du hast im April deinen Debütroman „Das schwarze Amaìn“ veröffentlicht. Wie lang hast du zuvor an deinem Roman gearbeitet und woher kam die Idee?

 

Puh, schwierige Frage :) das ganze liegt ja schon etwas länger zurück. Angefangen zu schreiben habe ich so 2016-17 als Ausgleich zur Masterarbeit. Dann lag es eine Weile so auf dem PC vor sich hin und so 2019 packte mich dann der Überarbeitungswille – vorher war es ja noch relativ ‚roh‘. Insgesamt würde ich sagen, wären es so 6-7 Monate? Ich brauche schon ca. 3 Monate für einen Entwurf, dann kommt Feedback rein und so weiter. Woher die Idee kam, weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich wollte auf jeden Fall immer was machen, wo eine Statue eine Rolle spielt. Ich glaube, von da entwickelte sich das ganze einfach weiter.

 

Der Roman ist im noch jungen Dancing-Words-Verlag erschienen. Wie kam es zur Zusammenarbeit?

 

Einen Verlag zu finden kein Zuckerschlecken. Und die Naivität, ich werde sofort irgendwo die nächsten Bestsellerautorin, habe ich abgelegt. Der Buchmarkt ist halt groß, unübersichtlich und voller Bücher. Ich habe bewusst nach einem kleinen und unabhängigen Verlag gesucht. Zum einen ist es schwer, bei den großen überhaupt gesehen zu werden, zum anderen veröffentlichen die – Entschuldigung – echt viel Quatsch. Ich dachte mir, dass bei einem kleinen Verlag sehr viel mehr Texte ausgesucht werden, die nicht in der Masse des Hauses untergehen, sondern die den Verlag wirklich überzeugen. Wie auch immer, Dancing Words fing gerade erst an als ich die Website gesehen hatte und war noch auf der Suche nach Texten. Von daher habe ich da einfach mal mein Glück versucht.

 

Die Geschichte spielt in Mecanaé, einem Land in einer High-Fantasy-Welt. Was begeistert dich an (High-)Fantasy?

 

Irgendwie wandern einfach alle Geschichten, die mir in den Sinn kommen, automatisch in diesen Bereich. Gerade High-Fantasy ist für Autoren natürlich dankbar, weil du deine eigenen Regeln und Gesetze erschaffen kannst. Wenn ich etwas in dieser Welt Angesiedeltes schreibe, muss ich meine Handlung an die hier geltenden Vorgaben anpassen. Bei High-Fantasy nicht, da habe ich irgendwie mehr Freiheiten. Hinzu kommt natürlich, dass ich Schwertkampf, Pferde usw. klasse finde – und das findet sich da eben vermehrt wieder.

 

Du hast ja schon vorher den einen oder anderen Fantasy-Roman geschrieben. Woher wusstest du, dass „Das schwarze Amaìn“ der beste Start in deine Autorinnen-Karriere sein würde?

 

Ich glaube, weil es der ‚späteste‘ (=zuletzt geschrieben) Roman von mir ist. Da ist am meisten von dem umgesetzt was ich so im Laufe meines Autorinnendaseins lernen durfte (unter anderem auch von dir). Von daher erschien es mir der Text mit den besten Aussichten auf Veröffentlichung zu sein.

 

Wirst du an den „alten“ Romanen noch weiterarbeiten und sie auch irgendwann veröffentlichen?

 

Das hoffe ich zumindest sehr ;) da möchte ich schon in die Überarbeitung gehen und dann hoffentlich auch für die anderen Geschichten einen Verlag finden.

 

In „Das schwarze Amaìn“ kommen verschiedene Völker und Gruppierungen vor. Dämonen, Gaukler, Waldgeister … Wenn du einen Tag lang Teil eines der Völker sein könntest, was wärst du gerne?

 

Waldgeist. Dann könnte ich umherstreifen und mir all die anderen Völker anschauen. Außerdem wäre ich der Natur verbunden und wäre in den Wäldern unterwegs.

 

Deine Figur Lyrán hat seit einiger Zeit einen eigenen Instagram-Kanal. Wie kam es dazu? Magst du ein bisschen mehr über ihn und seine besondere Rolle erzählen?

 

Ach ja, der Herr Spielmann, wo soll ich anfangen, wo aufhören?! Das Lyrán meine (gar nicht so heimliche) Lieblingsfigur ist, ist denke ich, mittlerweile klar. Der Insta-Kanal ging damit los, dass ich zum Welttag des Buches etwas anderes machen wollte als ein plumpes ‚Oh – guck, hier ist mein Buch‘ – deswegen habe ich ihn Interview führen lassen, mit den Protagonistinnen von Elisabeth Marienhagen und Kiara Roth. Das kam ganz gut an und dann hat Lyrán sich ein bisschen selbstständig gemacht. Und nun hat er halt seinen eigenen Kanal und treibt sich auch sonst viel rum. Da bin ich natürlich selber schuld – als ich die Figur entworfen habe hatte ich eine tierische (!) Lord Byron Phase, den ich als Persönlichkeit einfach irre spannend finde, seine eigene Geschichte,  die ganzen Zusammenhänge mit den Shelleys – was jetzt auch zu weit führt. Wie auch immer, Lyrán ist extrem an Noel Byron angelehnt (was der Name ein bisschen verrät und auch ein paar andere Dinge, die ihm zugeordnet sind). Dementsprechend stehe ich da jetzt mit einer leicht exzentrischen Figur, die weiß, dass sie (zumindest in ihrer Welt) berühmt ist und nun irgendwie Aufmerksamkeit möchte. Deswegen bekommt er ja auch seine eigene Geschichte.

 

Du bist leidenschaftliche Reiterin. Auch in deinem Roman spielen Pferde eine nicht unwesentliche Rolle. Würdest du auch Pferderomane schreiben? Was ist dir bei der Darstellung von Pferden wichtig?

 

Lustigerweise überlege ich das immer mal wieder, aber mir fällt noch kein richtiger Dreh dafür ein. Gerade aus Australien gäbe es da einiges zu berichten, ein Friesenhengst auf einer Farm, die aussieht wie aus einem Jane Austen Roman, ein Ex-Rennpferd, das ich trainiert habe … kommt vielleicht (hoffentlich) noch. Was mich – gerade im Fantasy-Bereich – oft nervt ist, wenn Autoren Pferde sehr prominent machen, aber offensichtlich keine Ahnung haben. Also, natürlich sollen da keine Lehrbücher entstehen, aber wenn ich von Pferden mit zwei Mägen lese, kann ich mir nur an den Kopf fassen. Lustigerweise erzählen Leute auch oft stolz, was sie nachrecherchiert haben für ihr Buch, beim Reiten macht sich aber fast niemand die Mühe. Da wird mit Zügeln gelenkt und gebremst und Pferde machen ständig Geräusche – was ja alles gar nicht so ist. Das finde ich ein bisschen schade, dass sich so Halbwissen oder Hörensagen immer fortsetzt. (Bei Tolkien und Preußler zum Beispiel wird ganz deutlich, dass die Ahnung hatten von dem, was sie über Pferde schreiben)

 

Australien ist deine Wahlheimat – was fasziniert dich an dem Kontinent? Gibt es dort andere Fantasy als hierzulande?

 

Die Weite in Australien ist einfach der Wahnsinn und die vielfältige Flora und Fauna. Hinzu kommt die Lebenseinstellung der Aussies, die deutlich entspannter und freundlicher ist als hierzulande. Was die Fantasy angeht … der einzige australische Autor von dem ich – soweit ich mich erinnern kann und zumindest als ich da war – einen Fantasy-Roman gelesen habe, ist der großartige Luke Arnold, den ich auch als Schauspieler sehr schätze. Seine Romane (‚The Last Smile in Sunder City‘ & ‚Dead Man in a Ditch’) finde ich nicht zwingend anders. Aber natürlich, wenn du in die Mythen des Landes gehst, gibt es die Aboriginals und ihre Traumzeit (über die ich leider auch nicht so viel weiß, wie ich gerne würde – da habe ich Nachholbedarf). Die sich schon deutlich von ‚unseren‘ Sagen und Legenden unterscheiden.

 

In deiner Masterarbeit hast du dich mit „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach und „Der Zauberberg“ von Thomas Mann beschäftigt. Inwieweit haben die beiden Werke und dein Studium dein Schreiben geprägt?

 

Die kurze Antwort ist: ja :) Gerade der Parzival hat mich echt beeinflusst. Für mich macht es schon einen Unterschied, tatsächliche mittelalterliche Romane zu kennen, wenn ich im Mittelalter situierte Fantasy schreibe (die Bücher sind übrigens auch heute noch erstaunlich gut lesbar – der Prosa-Lancelot zum Beispiel ist irre schön – und hat Marion Zimmer-Bradley ganz unverkennbar massiv beeinflusst). Der Zauberberg ist irgendwie eine Nummer für sich (Thomas Mann würde heute vermutlich keinen Verlag mehr finden, da zu lang, zu viel Beschreibung, zu wenig Aktion usw.). Ich finde es spannend, dass ein Roman, in dem auf 1000 Seiten im Prinzip nix passiert, trotzdem recht gut zu lesen ist.

 

Welche Frage wurde dir noch nie in einem Interview gestellt, die du aber gern beantworten würdest? Stell Sie dir selbst und beantworte sie doch gleich mit 😉

 

Gute Frage – natürlich fällt mir jetzt nix ein. Zwei Tage nach dem Interview habe ich bestimmt ganz tolle Ideen dazu. Vielleicht, welche Rolle Musik im Buch spielt? Lyrán als Spielmann ist eine zentrale Figur und seine Lieder sind schon wichtig für die Handlung (eines besonders). Der Song, bzw. ein Satz daraus, ist tatsächlich durch ‚Heimdall‘ von Saltatio Mortis inspiriert – auch wenn das außer mir vermutlich keiner mehr rauslesen kann. Ich habe auch einige Hinweise auf ein paar andere Lieder, die ich mag versteckt – die tatsächlich Fans von (mittelalter) Rock auch schon gefunden haben.

 

Von meiner vorherigen Interview-Partnerin Yvonne Merschmann wurde folgende Frage an dich weitergereicht: Liest du Endes eines Buches, bevor du mit dem Lesen beginnst?

 

Nein

 

Beantworte und vervollständige die folgenden Fragen und Sätze bitte so spontan wie möglich!

 

1.    Dieses Buch hätte ich gern geschrieben Die Nebel von Avalon

2.    Bei diesem Film würde ich gern Regie führen The Lost Man

3.    Ein Buch ist eine Einladung zu einer Reise mit vielen Begegnungen

4.    Auf meinem Schreibtisch war immer zu viel Chaos – leider konnte er beim Umzug nicht mit,

       da er zu schwer ist. Jetzt habe ich mich ohne organisiert.

5.    Pferde und Katzen sind mir sehr wichtig als Ausgleich

6.    Ich werde niemals eine Kreuzfahrt machen, weil es zu den dämlichsten Dingen gehört, die ich mir

        vorstellen kann.

7.    Wenn mein Verlobter bei mir ist, fühle ich mich angekommen.

8.    Eines Tages werde ich hoffentlich in der australischen Weite mit meinem Verlobten (dann Mann)

       leben.

9.    Ein Haus ohne Humor ist wie ein trostloser Raum.

10. Autor*innen nehmen sich manchmal etwas zu wichtig.

 

Mehr über Maria Linwood und ihr Buch findet ihr auf ihren Social-Media-Kanälen und auf der Seite des Verlags:

Maria Linwood - Autorin (@marialinwood_fantasy) • Instagram-Fotos und -Videos

Maria Linwood | Facebook

Maria Linwood - Laini Otis Schriftstellerin (dancingwords-verlag.de)

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