Noah

Das Kamerabild zeigt den gesamten Proberaum, sodass ich Kristina auf meinem Handydisplay nicht genauer erkennen kann. Ich kneife die Augen zusammen und halte mir das Handy noch näher vors Gesicht, in der Hoffnung, doch mehr zu sehen. Aber entweder schaut Kristina auf ihr Keyboard oder zur Seite. So ein Mist. Wieso tu ich mir das überhaupt an? Als ob ich durch Videos herausfinden könnte, was mich glücklich macht. Aber für den Moment hält mich die Aufzeichnung des Livestreams von Escape wenigstens beschäftigt. Ich kann sowieso nicht schlafen.
Der erste Song geht zu Ende, und endlich schaut Kristina auf.
Sie lächelt fröhlich. In mir zieht sich alles zusammen und beinahe kommt mir das Sandwich wieder hoch, das ich gerade noch als spätes Abendessen bekommen habe. Wie kann sie so fröhlich sein, während ich sie vermisse?
Vielleicht hat sie jemand anderen gefunden, flüstert eine hinterhältige Stimme. Du hast dich schließlich auch abgelenkt.
Ja, verdammt, und ich bereue es seitdem jede einzelne beschissene Sekunde.
Ich will die Aufzeichnung des Livestreams schon wieder wegwischen, als der nächste Song beginnt und das Intro meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die sanfte Melodie der E-Gitarre lenkt mich von meinen bitteren Gedanken ab – allerdings nur, bis Freddy anfängt zu singen.
I guess you wonder
Why I no longer give a buzz
Everything just seemed so pure
Ain’t there any chance for us?
Wenn ich im Tourbus wäre, hätte ich mir jetzt furchtbar den Kopf an der Schlafkoje über mir gestoßen, so ruckartig setze ich mich auf. Mein Herz hämmert wie wild in meiner Brust.
Dieser Text kann unmöglich von Freddy stammen. Die Zeilen treffen auf den Punkt, was mir seit Wochen durch den Kopf geht. Seit Kristinas kryptischem Sorry. Mit jeder weiteren Zeile wird der Schmerz in meiner Brust schlimmer.
Sometimes love feels like a memory
That hurts too much to keep
Das ist definitiv nicht Freddys Wortwahl. Er schreibt anders. Ich beobachte Kristina. Wie schon zuvor hat sie ihren Blick stoisch auf ihre Hände gerichtet. Es bestätigt meine Ahnung. Dieser Song ist von ihr, und so, wie es zwischen den Zeilen klingt, habe ich irgendetwas in ihr aufgewühlt, was sie zutiefst verletzt hat.
Fuck, fuck, fuck. Wenn ich könnte, würde ich Like a Mirror sofort zurücknehmen und aus jedem Gedächtnis löschen.
What can I hold on to?
Feel the pain.
If I let go
What will I gain?
Was habe ich nur getan? Was habe ich in ihr ausgelöst?
„Ich mach’s wieder gut“, flüstere ich in die Dunkelheit meines Hotelzimmers. „Bitte lass es mich wieder gut machen.“
Die Zeilen aus Kristinas Song gehen mir auch während der nächsten Tage nicht aus dem Kopf, und mehr als einmal fange ich mir einen bösen Blick oder genervten Kommentar von den anderen ein, weil ich unkonzentriert bin.
Nichts könnte mir egaler sein.
Marbles Aufgabe habe ich noch immer nicht gelöst. Keine Ahnung, was mich glücklich macht. Aber dass Kristina offenbar verzweifelt ist, macht mich definitiv unglücklicher. Ich würde mich so gern bei ihr melden, doch es scheint, als habe das Schicksal sich gegen mich verschworen und außerdem Scott auf seiner Seite. Wir hetzen von Interview zu Fernsehshow und haben zwischendurch kaum fünf Minuten Zeit für uns. Doch Kristina ist mir zu wichtig, um ihr einfach nur kurz eine Nachricht zu schicken. Ich will mir Zeit für sie nehmen, mit ihr telefonieren, wenn ich sie schon nicht treffen kann. Wenn ich allerdings nachts im Hotel endlich allein bin, ist es meist weit nach Mitternacht. Und in drei Tagen geht es bereits nach Tokio. Mit Zeitverschiebung und Promo im Doppelpack kann ich das mit Kristina so was von vergessen.
„So, Jungs. Morgen früh haben wir noch ein kurzes Meeting im Filmstudio, danach geht’s nach Berlin. Schneller Check-In im Hotel, ein paar Interviews, abends dann Preisverleihung und Aftershow-Party.“
Scott rattert das Programm für den nächsten Tag runter, ohne irgendwelche Notizen zu Rate zu ziehen. Normalerweise lasse ich diese Vorträge einfach an mir vorbeirauschen und mich von ihm dorthin schieben, wo er mich haben will. Aber jetzt horche ich auf.
„Preisverleihung in Berlin?“ Nicht, dass mich irgendein Preis interessieren würde, wir haben in den letzten Monaten viel zu viele davon bekommen und keiner bedeutet mir etwas, auch wenn ich in Interviews natürlich immer das Gegenteil behaupte. Aber Berlin klingt gut. Vielleicht …
„Die Membran ist Deutschlands wichtigster Musikpreis. Ihr seid nominiert als beste Newcomer international“, referiert Scott.
Liam und Suma geben sich ein High-Five und das Grinsen in Andys Gesicht zeugt von Begeisterung. Auch meine Mundwinkel wandern nun nach oben. Aber nicht wegen der Nominierung. Laut dem, was Scott uns über den Preis erzählt, scheint das ein ziemlich großes Ding zu sein. Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn Escape bei dieser Veranstaltung nicht auch mit am Start wären.
Ohrenbetäubendes Geschrei schallt uns entgegen, als wir aus der Limousine aussteigen und den roten Teppich betreten. Wenige Meter vor uns laufen andere Stars, allein oder in kleinen Gruppen, und verteilen Autogramme an die Fans, die sich hinter den Absperrungen drängeln. Gut fünfzig Meter führt der rote Teppich wie eine Schneise durch die wartenden Fans, ehe er einen Knick macht und Journalisten uns erwarten.
„Liaaaammm!“
„Noaaaahhh!“
Dicht neben Andy gehe ich an der Absperrung entlang, mache Selfies mit den Fans, lächle, versuche mich in Smalltalk, der aber praktisch unmöglich ist, weil jedes zweite Wort im Geschrei der Masse untergeht.
„I love you, Noah“, schreit ein Mädchen in der dritten oder vierten Reihe.
„Danke“, rufe ich grinsend zurück. Noah Hammond macht seinen Job, aber der wahre Noah drängt sich unaufhaltsam an die Oberfläche. Immer wieder schaue ich auf, lasse meinen Blick über den roten Teppich wandern.
Ich weiß, dass Escape heute hier sind. In den Social Media haben sie schon einen kurzen Einblick in die Proben geteilt, weil sie in der Show später einen Auftritt haben werden. Irgendwo hier muss Kristina früher oder später also auftauchen.
Wir sind schon am Ende der Fanmeile angekommen und posieren für die Fernsehteams, als ich sie endlich sehe. Neben Joshie und Freddy geht sie winkend den roten Teppich entlang, lächelt, gibt Autogramme.
Mein Herz rast mir bis zum Hals. Sie ist so nah. Nur ein paar Meter. Ich bräuchte nicht einmal eine halbe Minute, um zu ihr zu gelangen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis stehen hier viel zu viele Leute herum, die mir den Weg versperren. Noch dazu hält Andy mich an der Hüfte fest.
„Hierher, Noah.“
Mehr als widerwillig drehe ich den Kopf dem Fotografen zu. Das Klicken der Kameras dröhnt in meinen Ohren. Was wollen die bloß alle? Warum können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?
„Wie fühlt es sich an, wieder in Deutschland zu sein?“
„Seid ihr aufgeregt vor eurer Asien-Tournee?“
„Was glaubt ihr, wie sind eure Chancen auf die Membran heute Abend?“
Die Fragen prasseln auf mich ein, ich murmle ein paar Worte, überlasse das Antworten aber ansonsten Liam und Suma.
Nun haben auch Escape die blaue Wand erreicht, auf der hunderte Bilder der Membran gedruckt sind. Arm in Arm posieren sie für die Kameras.
Ich werde hier noch wahnsinnig. Obwohl uns nur wenige Meter trennen, kann ich nicht zu ihr. Und das Schlimmste, sie sieht nicht einmal auf. Sie sieht mich nicht. Bittere Enttäuschung steigt in mir auf. Der rote Teppich ist zu Ende, vor uns liegt der Eingang zur Halle, in der die Show stattfindet. Kristina. Ich will ihren Namen rufen, habe den Mund schon halb geöffnet, da packt Andy mich am Arm und zieht mich in die Halle.
„Komm.“
Mechanisch folge ich ihm, sehe mich trotzdem immer wieder um.
Doch schon bald ist das Getümmel zu dicht, um weiter als zwei Meter zu sehen. Scott nimmt uns im Empfang, schleust uns bis zu unseren Plätzen. Die Halle füllt sich mit jeder Minute. Jede Person, die sich unserer Reihe nähert, nehme ich genau in Augenschein, aber Escape hat andere Plätze. Als wir zum fünften Mal aufstehen, diesmal um eine Frau in tief ausgeschnittenem Abendkleid vorbeizulassen, gelingt es mir nicht mehr, mein Profilächeln aufrecht zu erhalten. Wer hat denn diese bescheuerte Sitzordnung verbrochen?
„Sorry, danke“, raunt die Frau uns zu, Andy antwortet irgendetwas höfliches, ich durchforste die Halle weiter mit meinen Blicken, ohne Kristina jedoch zu entdecken. Als die Show endlich beginnt, könnte meine Laune kaum schlechter sein. Die Acts sind gut und das Moderatorenteam bringt das Publikum im Saal innerhalb von wenigen Minuten in Stimmung. Nur mich reißen sie nicht mit. Ich klatsche, wenn die anderen es tun, ich zwinge mich zu einem Dauerlächeln, von dem mir schon bald die Wangen schmerzen, und ich verfolge das Geschehen auf der Bühne, ohne wirklich hinzusehen.
Ich muss nach der Show unbedingt mit Kristina reden. Wie ich das anstellen soll, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass ich morgen in kein Flugzeug steigen kann, ohne ihr gesagt zu haben, wie leid mir alles tut, und ihr dabei ins Gesicht zu sehen. Während ich mir die Worte zurechtlege, die ich ihr gern sagen würde, werden die ersten Laudationen gehalten und Preise verliehen. Mal an Bands, mal an SolokünstlerInnen.
„Wow, krasser Typ“, sagt Andy plötzlich.
Auf der Bühne steht ein Mann um die vierzig, gertenschlank, gekleidet in einen langen schwarzen Ledermantel und einen steilen Zylinder, um den sich eine alte Fliegerbrille rankt. Sehr steampunkig.
Ich höre nicht richtig hin, was er erzählt, aber als die Nominierten der nächsten Kategorie per Einspieler auf der großen Leinwand gezeigt werden, setze ich mich kerzengerade auf meinem Platz auf. Hinterlegt mit ein paar Takten aus Trust sind Escape die zweite Band dieser Kategorie. Jubel brandet auf, in den ich diesmal von Herzen einstimme. Der Typ im Ledermantel hält einen Augenblick inne, sieht verheißungsvoll ins Publikum und zieht gemächlich einen Umschlag aus seiner Manteltasche. Wie in Zeitlupe zieht er eine Karte heraus, grinst, wartet aber einen weiteren Moment ab.
„Die Membran in der Kategorie Band National geht an … Escape.“
„Yes“, rufe ich, was zum Glück im allgemeinen Jubel und Applaus untergeht. Nur Andy sieht mich von der Seite irritiert an. Egal. Soll er doch. Endlich weiß ich, wo Kristina sitzt. Die Scheinwerfer leuchten am Ende des Blocks neben uns auf und verfolgen Kristina und die anderen auf ihrem Weg zur Bühne, wo der Ledermantel-Typ und die beiden Moderatoren jedem von ihnen eine Skulptur überreichen.
Es dauert eine Weile, bis sich der Jubel im Saal so weit gelegt hat, dass Freddy ans Mikro treten und sich als erster bedanken kann. Mein Blick klebt an Kristina. An ihren wie immer aufgedrehten Buns, der weiten Jeans und dem Top, den dunkel umrandeten Augen. Ich wünschte, ich könnte in ihrem Blick lesen, doch ich bin viel zu weit weg und die Kamera, die das Geschehen auf die Leinwand überträgt, hat Freddy und Ben im Fokus, die sich im Namen der Band bei Familien, Freunden und so weiter bedanken. Am Ende, als alle noch einmal ins Publikum winken, erfasst die Kamera auch Kristina, doch das Bild verschwindet zu schnell. Auch eine gute Stunde später, als Escape einen ihrer neuen Songs spielen, werden nur Nahaufnahmen von Freddy und Ben übertragen. Nichts gegen die beiden, aber … harrr.
Kurz darauf stehe ich neben Liam, Andy und Suma ebenfalls auf der Bühne
und bekomme eine vergoldete Skulptur in die Hand gedrückt. In das Kreischen der Fans und den Applaus aller anderen Anwesenden faselt Liam irgendetwas von Ehre und Dank an Management und Team. Ich lächle, wie ich es immer tue, schaue dabei aber in die Richtung, in der ich Kristina vermute. Gegen das Scheinwerferlicht kann ich sie nicht erkennen, aber ich hoffe, dass irgendeine telepathische Schwingung ihr vermittelt, wie sehr sie mir fehlt und wie unbedingt ich mit ihr reden möchte.
Scheinbar ist die Telepathie ausgeufert, vielleicht habe ich auch einfach nur Pech, denn nach der Preisverleihung wollen gefühlt dreitausend Leute mit Presseausweis mit uns reden. Gleiche Fragen, gleiche Antworten, von vorne nach hinten und wieder zurück. Ich trete von einem Fuß auf den anderen, spiele mit dem Backstagepass zwischen meinen Fingern. Wenn mich noch jemand fragt, was mir die Auszeichnung mit diesem Preis bedeutet, werde ich der Person die Skulptur um die Ohren hauen.
Der Raum ist erfüllt von Stimmengewirr, ohne Konzentration verschwimmt alles zu einer wabernden Masse ohne Anfang und Ende. Ich konzentriere mich nicht. Zumindest nicht mehr auf die Fragen. Stattdessen sehe ich mich wieder nach Kristina um. Immerhin ihren Rücken erkenne ich nach einiger Zeit, und von da an lasse ich ihn nicht mehr aus dem Blick. Wenn jemand sich dazwischendrängt, mache ich einen Schritt zur Seite, geht sie einen Schritt vor, tu ich es ihr nach. Da sie genau wie ich in Interviews feststeckt, halten wir so den Abstand wie schon zuvor auf dem roten Teppich.
Verdammt, ich muss näher an sie heran. Kaum ist das letzte Interview endlich vorbei, suche ich mir einen Weg durch die Menge. Leider setzt auch Kristina sich in Bewegung, Richtung Ausgang. Ich kämpfe mich vorwärts, weiche Servicepersonal mit Tabletts aus, bekomme Ellbogen in die Rippen, stets darauf bedacht, Kristina nicht aus den Augen zu verlieren. Trotzdem verschwindet sie durch die Tür, während ich mich noch gut zwanzig Meter davor befinde.
Shit, kann mich hier nicht jemand rausbeamen?
Endlich erreiche ich die Tür, trete in das Foyer, das zum Glück längst nicht mehr so voll ist wie vor der Show. Kristina strebt dem Ausgang zu, ich beschleunige meinen Schritt, hole sie aber nicht ein. Immerhin habe ich durch die Glasfassade des Gebäudes den Platz davor gut im Blick. Drei Meter vor dem Ausgang fällt mir ein, dass ich so nicht nach draußen kann. Wenn Kristina durch die Stadt läuft, kann ich ihr nicht einfach folgen. Innerhalb von fünf Sekunden wäre ich von Fans oder Paparazzi umlagert. Das ist das Letzte, was ich jetzt brauche. Jayden ist nicht greifbar, aber auch ihn möchte ich gerade nicht bei mir haben. Das, was ich mit Kristina klären muss, geht nur uns beide etwas an. Sofern sie mir überhaupt zuhören will.
Kristina hat den Platz schon halb überquert. Wenn mir nicht langsam etwas einfällt, biegt sie ab – und dann ist sie weg.
Am Eingang stehen zwei Männer, auf deren T-Shirts dick Security geschrieben steht, auf dem Ärmel ein Firmenlogo. Hinter einem von ihnen hängt ein schwarzer Hoodie am Türgriff. Ich zögere keine Sekunde.
„Entschuldigt, kannst du mir einen Gefallen tun?“
Der Security sieht mich erwartungsvoll an. „Kommt drauf an.“
„Kannst du mir deinen Pullover leihen?“ Ich deute auf den Hoodie und werfe einen schnellen Blick auf den Platz. Kristina hat das Ende fast erreicht.
Keine Ahnung, womit der Typ gerechnet hat, aber offenbar nicht mit meiner Frage. Er sieht ziemlich verdutzt aus. „Wieso das?“
Er klingt nicht völlig abgeneigt, eher verwirrt, trotzdem nervt mich die Frage, weil sie unnötig Zeit kostet. „Bitte. Ich muss raus, aber man darf mich auf der Straße nicht erkennen.“
Vermutlich klinge ich verzweifelt genug, jedenfalls nickt der Mann verständnisvoll und greift hinter sich. „Okay, von mir aus. Aber der ist ziemlich verschwitzt.“
„Egal. Danke. Ich schick ihn dir gewaschen zurück. Wie heißt du?“, frage ich, während ich mir den Hoodie bereits über den Kopf ziehe. Er ist mir etwas zu groß, was ihn umso perfekter für meine Zwecke macht.
„Kevin Müller“, antwortet er verwirrt.
„Danke, Kevin, bist ein guter Kumpel.“ Ich klopfe ihm auf die Schulter, ziehe die Kapuze über und sprinte in dem Moment ins Freie, in dem Kristina links abbiegt.
Bei all dem Stress der letzten Wochen ist das Training viel zu kurz gekommen, und so brennt es bereits heiß in meinen Muskeln, als ich am Ende des Platzes ankomme. Aber ich denke gar nicht daran, stehenzubleiben. Kristina läuft zielgerichtet die Straße hinunter. An einer Kreuzung fürchte ich, sie könnte in der U-Bahn verschwinden, aber sie geht an der Treppe vorbei und taucht in die Häuserschlucht auf der anderen Straßenseite ein. In sicherem Abstand folge ich ihr durch zwei Blocks. Dann verlangsamt sie ihren Schritt und biegt in den Weg zu einem dreigeschossigen Wohnhaus ein. Fahrräder lehnen eng aneinander neben Briefkästen. Jemand hat mit Kreide einen Regenbogen auf die Steine gemalt, wie ich im Licht der nahen Straßenlaterne erkenne. Kristina bleibt vor der Tür stehen, zieht einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche und steckt ihn ins Schloss. Ich mache ein paar schnelle Schritte in den Weg hinein, bleibe an den Briefkästen stehen. Mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren.
„Kristina, bitte warte“, sage ich leise.
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