Immer ein bisschen in der Welt des Protagonisten - Annette Weber

Liebe Frau Weber, über 70 Bücher haben Sie schon geschrieben und veröffentlicht. Das ist eine ganze Menge. Können Sie sich noch an die erste Geschichte erinnern, die Sie geschrieben haben?

 

Die erste Geschichte? Oh nein, das kann ich nicht. Aber meine erste Veröffentlichung weiß ich noch. Das war ein Märchen in dem alternativen Frauenmärchenbuch „Dornröschen nimmt die Heckenschere.“

Sie waren früher als Grundschullehrerin tätig, haben Sie Ihren Schülern Ihre eigenen Geschichten vorgelesen? Wie haben sie den Kindern gefallen?

 

Nein, das habe ich nie gemacht. Mein Schreiben und die Schule habe ich klar getrennt. Es ist wichtig, dass man mit den Dingen, mit denen man sich identifiziert, sehr behutsam umgeht.

 

In Ihrem Vorstellungsvideo auf Ihrer Website erzählen Sie, dass Sie auch Geschichten für die Bravo geschrieben haben. Wie kam es dazu?

 

Ich hatte Kontakt zu einer Redakteurin bei der Zeitschrift „Mädchen“, die Lovestories suchte. Sie hat mir beigebracht, wie das geht (was übrigens nicht so einfach ist, auch wenn viele immer schnell denken: Das kann ich auch.) Ich habe dann verschiedene Geschichten geschrieben, aber sie waren ihr nie gut genug. Zuletzt habe ich die Geschichten an die Bravo und die Bravo Girl geschickt, und die haben sie genommen.

 

Bekannt und sehr beliebt sind Ihre Bücher aus der Klar-Reihe. Wie finden Sie zu diesen Büchern die Themen? Kommen die Ideen meistens von Ihnen oder wünschen sich die Schüler auch schon mal Inhalte?

 

Das ist eine bunte Mischung aus Schülerwünschen, Verlagsideen und eigenen Ideen. Ich entscheide mich aber immer nur für ein Thema, wenn ich das Gefühl habe, das könnte auch mein Thema werden.

 

Die Themen, mit denen Sie sich in Ihren Büchern befassen, sind zum Teil ja schon recht heftig. Alkoholmissbrauch, Drogen, Gewalt und Prostitution – können Sie da nach einem Schreibtag einfach abschalten? Wie gelingt das am besten?

 

Naja, den einen oder anderen Gedanken nimmt man natürlich mit in den Schlaf, aber das ist ja auch gut so. In der Zeit, in der ich an einem Roman sitze, bewege ich mich immer ein bisschen in der Welt des Protagonisten.

Aber ich kann auch abschalten. Ich mache gerne und viel Sport, und wenn ich in der Mukkibude vor mich hin schwitze, habe ich meist nur den einen Gedanken: Wann ist diese Stunde um…

 

In den Titeln von Klar-reality erzählen Sie die Lebensgeschichten von verschiedenen jungen Leuten aus schwierigen Verhältnissen. Wie und wo lernen Sie diese jungen Menschen kennen? Welche Schwierigkeiten gibt es in der Zusammenarbeit mit ihnen? 

 

Ich habe sie oft über Erzieher, Ärzte, Lehrer… kennen gelernt, ein Mädchen hat sich aber auch selbst bei mir gemeldet, als sie hörte, dass ich Jugendliche beim Schreiben begleite.

Es gab natürlich auch Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit. Es gab einige Jugendliche, die abgebrochen haben, andere waren so unzuverlässig, dass ich die Arbeit beendet habe. Man muss schon eine große Disziplin aufbringen, um ein Buch fertig zu schreiben.

 

Sie sind viel in Schulen unterwegs, um sich und Ihre Bücher vorzustellen. Was schätzen Sie bei diesen Lesungen am meisten? Haben Sie eine Lesung in ganz besonderer Erinnerung?

 

Die schönsten Lesungen sind natürlich immer die, die vorbereitet werden, wenn die Schüler wissen, wer kommt, und interessiert an mir sind. Besonders nett ist es auch, wenn sie ein Buch von mir gelesen haben und ihnen die Fragen auf den Nägeln brennen.

 

Nicht nur durch Ihre Bücher, auch in Workshops und Schreibwerkstätten setzen Sie sich für Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen ein. Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen? Was wünschen Sie sich für die Zukunft für diese Arbeit?

 

Ich finde, dass man durch das Lesen so viele Antworten auf Fragen bekommt. Man lernt eine andere Perspektive kennen, man lernt einen anderen Alltag kennen. Menschen, die nicht lesen, die noch nicht mal ein Buch zu Hause haben, verpassen so unendlich viel.

 

Gibt es ein Thema, über das Sie immer schon einmal bzw. auf keinen Fall schreiben wollten?

 

Also, solche Bücher wie „Das Lehrerhasserbuch“ oder „Das Katzenhasserbuch“ oder so, das würde ich niemals schreiben wollen.

 

Welche Frage wollten Sie in einem Interview schon immer einmal gestellt bekommen? Seien Sie doch so gut, stellen Sie sie sich und uns allen und beantworten sie J

 

Ach, dann würde ich doch noch was zu meiner Familie fragen und beantworten.

Meine Familie ist mir nämlich unheimlich wichtig. Zu meiner Familie gehören mein schweigsamer, aber netter Ehemann, ohne den ich den Alltag nicht überleben würde, meine drei Söhne Alexander, Nils und Benny, meine Schwiegertöchter und baldige Schwiegertöchter Nicole, Julia und Sabrina, meine Enkel Tim und Clara (und vielleicht noch weitere), außerdem natürlich Eltern und Geschwister. Durch sie ist mein Leben bunt und lebendig – allerdings auch nicht immer stressfrei.

 

 

Zum Schluss noch ein paar kurze Fragen, die Sie bitte so spontan wie möglich beantworten bzw. vervollständigen.

 

      1.       Dieses Buch hätte ich gern geschrieben: Die Tribute von Panem

      2.       Bei diesem Film würde ich gern Regie führen: Türkisch für Anfänger

      3.       Ein Buch ist … Ein aufregender Ausstieg aus dem Alltag

       4.       Auf meinem Schreibtisch … Stehen drei Monitore - das ist Luxus pur.    

       5.       Uni und Studium sind …Eine kleine Parallelwelt.

       6.       Ich würde sofort „Entenblues“ lesen, wenn meine Tante es mir als E-Book geschenkt hätte. Aber diese   

                   Printausgaben kann man nachts so schwer erkennen.

       7.       Singen ist Balsam für die Seele.

       8.       Eines Tages werde ich Hoffentlich alt werden (ich strebe die 107 an!) und trotzdem noch schreiben.

        9.       Ein Haus ohne Bücher ist wie Ein Garten ohne Blumen.

       10.   Autoren sind … Manchmal so peinlich eitel.

       

        Mehr über Annette Weber und ihre Bücher erfahrt ihr auf ihrer Website:

       www.annette-weber.com

      und auf ihrem Blog:

      www.annette-weber.blogspot.de

 

 

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